Prävention einer DN bei Diabetespatienten mit normalen Albumin-Blutwerten

Vorbeugende Maßnahmen gegen eine DN basieren bei diesen Patienten auf einer strikten Kontrolle der bekannten Risikofaktoren: Blutzuckerwerte, Bluthochdruck, Dyslipidämie, Rauchen.


Blutzuckerwerte

Die engmaschige Blutzuckerkontrolle hat einen wesentlichen Einfluss auf die Prävention einer DN bei Menschen mit Diabetes.

In mehreren klinischen Prüfungen gingen HbA1c-Spiegel (glykiertes Hämoglobin) von unter 7 % mit einem niedrigeren Risiko für klinische und strukturelle Auswirkungen einer diabetischen Nephropathie bei Typ-1- und Typ-2-Patienten einher.

Anhand des HbA1c-Tests wird der Prozentanteil des Hämoglobins (das Eiweiß der roten Blutkörperchen, das den Sauerstoff transportiert) ermittelt, der mit Zucker bedeckt (glykiert) ist. Je höher der HbA1c-Spiegel, desto schlechter ist der Blutzuckerwert und umso höher ist die Gefahr von Diabetes-Komplikationen. Der Hämoglobin-A1c-Test gibt Aufschluss über die durchschnittlichen Blutzuckerwerte der vergangenen zwei bis drei Monate und kann Patienten zeigen, ob ihre Blutzuckerwerte im Normbereich bleiben.

Eine intensive Behandlung der Glykämie, deren Ziel ein A1c-Wert <7 % ist, sollte so früh wie möglich eingeleitet werden, um das Entstehen einer Mikroalbuminurie oder Makroalbuminurie zu verhindern.

Blutzuckerwerte lassen sich mit einer Kombination aus angepasster Ernährung und blutzuckersenkenden oralen Medikamenten und/oder Insulin unter Kontrolle halten. Mehr dazu später.


Hypertonie (Bluthochdruck)

Bluthochdruck kommt bei Menschen mit Diabetes häufig vor, selbst wenn die Nieren vom Diabetes nicht betroffen sind. Die Behandlung des Hochdrucks senkt das Risiko von Herz-Kreislauf- oder mikrovaskulären Komplikationen bei Patienten mit Diabetes erheblich.

Schon eine relativ geringe Senkung des Blutdrucks kann die Gefahr einer Nierenschädigung deutlich reduzieren. Aus diesem Grund sind die Blutdruck-Zielwerte für Diabetespatienten niedriger als für Patienten ohne Diabetes. Die Senkung kann mit natriumarmer Kost und der Verabreichung von blutdrucksenkenden Arzneimitteln (Antihypertonika/Antihypertensiva) wie ACE-Hemmern oder ARB erreicht werden. Für ACE-Hemmer wurde eine schützende Wirkung auf das Herz und die Nieren bei Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes nachgewiesen.


Lipide (Cholesterin)

Bei Patienten mit Diabetes gelten niedrigere Lipid-Zielwerte (Cholesterinspiegel). Wenn Sie an einer Herz- und einer Nierenerkrankung leiden, gilt ein noch niedrigerer Wert.

Es gibt Hinweise darauf, dass eine Lipidsenkung mit Medikamenten wie Statinen die Nierenfunktion bei Diabetespatienten erhalten kann.

Einige Studien belegen die positive Wirkung von Statinen bei Diabetespatienten unabhängig von ihren Cholesterinwerten. Andere weisen eine deutliche Reduktion von Herz-Kreislauf-Ereignissen bei Menschen mit Diabetes und mindestens einem Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit nach. Die Ergebnisse legen nahe, dass alle Diabetespatienten, unabhängig von ihren Cholesterinspiegeln, ein Statin einnehmen sollten.


Rauchen

Tabak-Entwöhnungsmaßnahmen haben einen positiven Effekt auf die Herz-Kreislauf- und die allgemeine Gesundheit bei Menschen mit Diabetes und helfen, die Entstehung einer Mikroalbuminurie und der Nierenschädigung zu bremsen.

Behandlung von Diabetespatienten mit Mikro- und Makroalbuminurie

Hauptanliegen bei der Behandlung von Diabetespatienten mit Mikroalbuminurie ist es zu verhindern, dass sich die Mikro- zu einer Makroalbuminurie entwickelt. Bei Patienten mit Makroalbuminurie gilt es, die Verringerung der Nierenfunktion und das Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen aufzuhalten oder hinauszuzögern.

Die Behandlungsprinzipien sind dieselben wie die zur Prävention einer diabetischen Nephropathie, auch wenn in diesem Fall mehrere und intensivere Behandlungsstrategien angewandt werden müssen. 

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Strategien und Ziele:

  Intervention Mikroalbuminurie
Makroalbuminurie
 

ACE-Hemmer und/oder ARB und eiweißarme Kost

(0,6 – 0,8 g pro kg Körpergewicht/Tag)

Senkung der Albuminurie oder Rückkehr zu normalem Albumingehalt im Urin (Normoalbuminurie),

Stabilisierung der GFR

Bestmögliche Senkung der Proteinurie oder Senkung auf <0,5 g/24 Std. und

GFR-Senkung <2 ml/min pro Jahr

  Antihypertonika (auch Antihypertensiva = Blutdrucksenker)
Ziel: Blutdruckwerte unter 130/80 bzw. 125/75 mmHg
  Strikte Blutzuckerkontrolle
A1c < 7%
  Statine
Senkung des LDL-Cholesterins unter 100 mg/dl
  Acetylsalicylsäure (ASS)
Thrombosen verhindern
  Rauchstopp
Atherosklerose aufhalten und verhindern

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Strikte Blutzuckerregulierung

Der Effekt einer strikten Blutzuckerregulierung auf die Entwicklung einer Mikroalbuminurie zur Makroalbuminurie und auf die Geschwindigkeit, mit der sich die Nierenfunktion bei Patienten mit Makroalbuminurie verringert, ist noch umstritten. Auch wenn die Wirkungen einer strikten Blutzuckerkontrolle auf das Fortschreiten einer diabetischen Nephropathie noch nicht sicher belegt sind, so sollte sie doch bei allen Patienten dieser Gruppe verfolgt werden.

Verschiedene orale Blutdrucksenker können bei der Regulierung der Blutzuckerwerte hilfreich sein und haben auch einen Schutzeffekt auf die Nieren von Menschen mit Diabetes. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Mittel für Sie am besten sind.

Für Patienten, bei denen es zur diabetischen Nephropathie gekommen ist, reichen orale blutzuckersenkende Mittel eventuell nicht aus, da die Bauchspeicheldrüse aufgrund des schon lange bestehenden Diabetes möglicherweise nur sehr geringe, nicht genügende Mengen Insulin produziert. Daher müssen die meisten Typ-2-Diabetiker mit diabetischer Nephropathie mit Insulin behandelt werden.

 

Intensive Blutdruckbehandlung und Blockade des Renin-Angiotensin-Systems

Zahlreiche Studien konnten bei Typ-1- und Typ-2-Diabetespatienten mit Mikroalbuminurie nachweisen, dass die Behandlung des Bluthochdrucks sich, unabhängig vom gewählten Arzneimittel, positiv auf die Albuminurie auswirkte.

Die Anwendung von ACE-Hemmern und ARB[1]  zur Blockade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) bringt einen weiteren Vorteil für die Nierenfunktion. Dieser nierenschützende Effekt ist von der Blutdrucksenkung unabhängig. Diese Medikamente verlangsamen auch die Entwicklung von einer Mikroalbuminurie zu weiter fortgeschrittenen Stadien der diabetischen Nephropathie.

Wichtiger als die Art des Medikaments ist es, die Blutdruckziele zu erreichen.

Unabhängig davon, welche Strategie gewählt wird, sind meist drei bis vier Blutdrucksenker nötig, um das Blutdruckziel erreichen zu können. Aufgrund des bekannten Schutzeffektes von ACE-Hemmern und ARB auf die Nieren sollte die Behandlung allerdings mit einem dieser beiden Wirkstoffe beginnen. Wird keine Senkung der Albuminurie erzielt oder das Blutdruckziel nicht erreicht, können ARB mit ACE-Hemmern auch schon kombiniert werden, bevor Höchstdosierungen der einzelnen Wirkstoffe verabreicht werden. Weitere Wirkstoffe wie Diuretika, Betablocker oder Calciumkanalblocker sollten nach Bedarf und fallabhängig hinzugefügt werden.

 

Ernährungsmaßnahmen

In einer vierwöchigen Studie, in der die reguläre Ernährung mit rotem Fleisch durch Hühnerfleisch ersetzt wurde, kam es bei den Patienten, die an Typ-2-Diabetes und Mikroalbuminurie litten, zu einer Senkung der Albuminausscheidung im Urin um 46 % und einer Senkung von Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin und Apolipoprotein B. Dies war vermutlich durch den geringeren Gehalt an gesättigtem Fett und dem höheren Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Hühnerfleisch gegenüber rotem Fleisch bedingt.

Eine Ernährung mit geringem Gehalt an Eiweiß, Natrium, Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren, aber hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen, kann das Fortschreiten einer DN bei Diabetespatienten mit Mikro- oder Makroalbuminurie maßgeblich verlangsamen.

Literaturhinweise

1. Radica Z. Alicic, Michele T. Rooney, Katherine R. Tuttle. CJASN Dec 2017, 12 (12) 2032-2045; DOI: 10.2215/CJN.11491116.

2. KDOQI. KDOQI Clinical Practice Guidelines and Clinical Practice Recommendations for Diabetes and Chronic Kidney Disease. Am J Kidney Dis 2007; 49:S12.

3. Diabetic Nephropathy: Diagnosis, Prevention, and Treatment. Jorge L. Gross, Mirela J. de Azevedo, Sandra P. Silveiro, Luís Henrique Canani, Maria Luiza Caramori, Themis Zelmanovitz. Diabetes Care Jan 2005, 28 (1) 164-176; DOI: 10.2337/diacare.28.1.164.

4. The Diabetes Control and Complications Trial Research Group: The effect of intensive treatment of diabetes on the development and progression of long-term complications in insulin-dependent diabetes mellitus. N Engl J Med 329:977–986, 1993.

5. UK Prospective Diabetes Study Group: Tight blood pressure control and risk of macrovascular and microvascular complications in type 2 diabetes: UKPDS 38. BMJ 317:703–713, 1998.

6. Fried LF, Orchard TJ, Kasiske BL: Effect of lipid reduction on the progression of renal disease: a meta-analysis. Kidney Int 59:260–269, 2001.

7. Mogensen CE: Microalbuminuria and hypertension with focus on type 1 and type 2 diabetes. J Intern Med 254:45–66, 2003.

8. The ACE Inhibitors in Diabetic Nephropathy Trialist Group: Should all patients with type 1 diabetes mellitus and microalbuminuria receive angiotensin-converting enzyme inhibitors? A meta-analysis of individual patient data. Ann Intern Med 134:370–379, 2001.

9. American Diabetes Association: Nephropathy in diabetes (Position Statement). Diabetes Care 27 (Suppl.1):S79–S83, 2004.

 

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